Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept
Bürger gestalten die Zukunft der Bedburger Innenstadt mit. Städtebauförderung für Bedburg!
Wie ein Flickenteppich liegt die Bedburger Innenstadt auf ihrer Insel zwischen Erft und Mühlenerft. Irgendwo in einem Hinterhof befindet sich ein Schloss mit einer Parkanlage, die eher schnell durchquert als tatsächlich genutzt wird. Dass man sich hier auf einer Insel befindet, wird Besuchern dabei aber überhaupt nicht klar. Die auf die Stadt einwirkenden Veränderungen durch den Strukturwandel, die Ansiedlung eines neuen Nahversorgers in der Innenstadt und die Entwicklung eines großen neuen Baugebietes am Rande der Innenstadt schaffen die besten Voraussetzungen um die städtebauliche Situation hier an neue Standards und die heutige Zeit anzupassen.
Daher versucht sich die Stadt Bedburg der Umgestaltung und Reaktivierung untergenutzter Bereiche in der Innenstadt anzunehmen. Mit einem ISEK (integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept) werden Ende September Städtebaufördermittel beantragt, um verschiedene Maßnahmen umsetzen zu können. Das Konzept bildet die Grundlage des Antrages. Zwingender Bestandteil ist auch die Partizipation der Nutzer, Akteure und Einwohner des Planungsgebietes. So fanden am 14.03.2019 und am 04. April 2019 zwei gut besuchte Bürgerbeteiligungen im Schloss Bedburg statt, bei denen die Anregungen und Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angehört wurden.
Am 14. März 2019 wurde ein Worldcafé im Schloss durchgeführt. Herr Bürgermeister Solbach gab einen kurzen Überblick über bereits in der Vergangenheit unternommene Anstrengungen und erfolgreich umgesetzte Planungen zur Verbesserung der Innenstadt und machte deutlich, wie im Rahmen der Erarbeitung des ISEK durch die Formulierung von neuen Zielen und der Entwicklung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen mit Hilfe von Städtebaufördermitteln die Bedburger Innenstadt aufgewertet und weiterentwickelt werden soll.
Nach der thematischen Einführung durch das Planungsbüro Dr. Acocella, die u. a. die Analyse der Bestandsituation der Bedburger Innenstadt, sowie die Vorgehensweise bei der Erarbeitung eines ISEK umfasste, ging das Plenum in eine intensive Gruppenarbeitsphase über. Es gab vier Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen, die jeweils für 20 Minuten von vier verschiedenen Teilnehmergruppen besucht wurden, sodass jeder die Gelegenheit erhielt sich zu jedem Thema zu äußern:
- Arbeitsgruppe 1: Handel / Gastronomie / Dienstleistungen / Wohnen / Leerstände / Immobilien
- Arbeitsgruppe 2: Öffentlicher Raum (Straßen, Plätze, Wege) / Marktplatz / Stadteingänge
- Arbeitsgruppe 3: Verkehr / ÖPNV / Parken / Anbindung Bahnhof
- Arbeitsgruppe 4: Wasser / Schloss / Schlosspark / Freizeit / Kultur
In der AG 1 wurde das Thema Leerstände besonders diskutiert, denen beispielsweise mit Hilfe eines Ladenflächenmanagements entgegnet werden könnte. AG 2 debattierte über die Umgestaltung und Inszenierung des Marktplatzes durch Beleuchtung, Strukturierung und Aufwertung der Fassaden. Er soll unbedingt autofrei sein, um ihn wieder angemessen nutzen zu können. In AG 3 wurde in jeder der rotierenden Gruppen auf unterschiedliche Arten eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt thematisiert. Auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder ein fehlendes Leitsystem wurden bemängelt. AG 4 thematisierte u. a. die fehlende Beleuchtung am Schloss und im Schlosspark, um Bedburgs große Attraktionen in Szene zu setzen, sowie verschiedene Möglichkeiten, um das Potenzial des Schlossparkes wieder besser auszunutzen.
Zum Abschluss gingen alle Teilnehmer gemeinsam von Gruppe zu Gruppe, um so einen Überblick über alle diskutierten Themen zu erhalten.
Bei der zweiten Bürgerveranstaltung, am 4. April 2019, wurden nach einer Zusammenfassung der ersten Veranstaltung und einer Einführung in den Ablauf des Abends durch den Bürgermeister und das Planungsbüro die Ergebnisse der ersten Veranstaltung thematisiert.
Durch die Vorschläge der Teilnehmer kristallisierten sich im Wesentlichen sechs Handlungsfelder für das Untersuchungsgebiet mit folgenden Arbeitstiteln heraus:
- Wasser und Grünflächen in der Stadt
- Gestaltung Plätze, Wege, prägende Objekte
- Kultur und Tourismus (urbanes Leben)
- Lebendige Innenstadt
- Barrierefreiheit, Sauberkeit, Sicherheit
- Erreichbarkeit und Durchlässigkeit
In der zweiten Veranstaltung sollten die Maßnahmenvorschläge zu den einzelnen Themenbereichen weiter konkretisiert und insbesondere zu den Themen Rathausnutzung, Marktplatz und Schlosspark ergänzt werden.
Für die Nachnutzung des alten Rathauses wurden drei verschiedene Nutzungsschwerunkte deutlich:
- Ausstellungsräume,
- Räume der Begegnung/ Aktivität
- Büroräume mit sehr konkreten Nutzungsmöglichkeiten
Auch der Hinterhof des Rathauses soll belebt und geöffnet werden.
Der Marktplatz bedarf einer gestalterischen Aufwertung. Beispielsweise soll der Brunnen als wichtiges gestalterisches Element erhalten und in Stand gesetzt werden, um auch hier das Thema Wasser aufzugreifen. Der Kirchplatz soll bei der Neugestaltung der Platzfläche miteinbezogen werden. Autos sollen von ihm möglichst verdrängt und auf der Friedrich-Wilhelm-Straße im Bereich zwischen der östlichen Kante des Platzes bis einschließlich der Erftbrücke im Westen durch die Einrichtung von Shared-Space-Flächen verlangsamt werden.
Bei der dritten Vertiefungsgruppe zum Thema Schloss und Schlosspark, lag der Fokus auf den Fragen, wo welche Nutzungen realisiert, wo Eingänge, Zugänge und Wegeverbindungen geschaffen und wie Anbindungen und Verbindungen zur Innenstadt gestaltet werden können. Wichtig war auch die Schaffung von Blickbeziehungen, die Inszenierung und Erlebbarmachung des Schlossweihers und der Erft sowie die Frage, wo Bereiche für Aktivitäten wie Spielen und für Veranstaltungen oder auch Ruhebereiche mit Sitzmöglichkeiten realisierbar sind.
Das Thema der Barrierefreiheit bzw. -armut fand ebenfalls in allen Arbeitsgruppen Beachtung und muss bei der zukünftigen Gestaltung umgesetzt werden.
Abschließend konnten die Teilnehmer mit Hilfe von Klebepunkten die Maßnahmen priorisieren. Am wichtigsten war den Bürgerinnen und Bürgern die Schaffung einer Verbindung zwischen Marktplatz und Schlosspark über den Durchgang des alten Rathauses mittels einer neuen Fußgängerbrücke. Auch die Verkehrsberuhigung der Innenstadt erhielt besonders viele Punkte, ebenso wie die Sichtbarmachung des Wassers, also der Erft im Ortsbild. Im Verlauf der Diskussionen in den Arbeitsgruppen ist jedoch auch deutlich geworden, dass Maßnahmen, die wenige oder keine Punkte erhalten haben, ebenfalls wichtig sind und zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden sollten.
Im nächsten Schritt folgt die Erstellung des Konzeptes durch das Planungsbüro Dr. Acocella und der Stadtverwaltung. Dieses Konzept ist dann in öffentlicher Sitzung des Rates der Stadt Bedburg zu beschließen. Die Fördermittelantragsunterlagen sind dann Ende September bei der Bezirksregierung Köln einzureichen.
Bei einer Fördermittelzusage könnten erste Maßnahmen bereits 2020 umgesetzt werden.